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Programm „Digitale Schule Hessen“

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Ministerpräsident Volker Bouffier: „Schülerinnen und Schüler müssen fit für die digitale Welt sein – wir sorgen dafür“

Die Hessische Landesregierung geht bei der Umsetzung des Digitalpaktes eigene Wege. Aufbauend auf der Vereinbarung zwischen Bund und Ländern hat sie das Programm „Digitale Schule Hessen“ entwickelt, um junge Menschen in der digitalen Gesellschaft weiter zu fördern. „Schülerinnen und Schüler müssen fit für die digitale Welt sein – wir sorgen dafür. Es reicht uns nicht, einfach das Geld des Bundes zu verteilen. In Hessen nehmen wir zusätzliche Millionen in die Hand, um ein Gesamtpaket zu schnüren: Wir unterstützen die Schulen bei der Weiterentwicklung von Medienbildungskonzepten, bilden unsere Lehrkräfte fort und verbessern die IT-Ausstattung und Infrastruktur. Unsere Schullandschaft ist vielfältig und braucht ebensolche Antworten. Deshalb binden wir alle Beteiligten ein und entwickeln das Konzept im Dialog weiter“, sagte Ministerpräsident Volker Bouffier heute bei der Vorstellung des Programms in Wiesbaden. Es wird in der kommenden Woche von den Regierungsfraktionen als Gesetz in den Landtag eingebracht. Noch in diesem Jahr sollen Förderanträge gestellt werden können.

Als lernendes System konzipiert

Gemeinsam stocken die Schulträger und das Land die Digitalpakt-Bundesmittel in Höhe von 372 Millionen Euro über die Laufzeit von fünf Jahren auf eine Summe von knapp 500 Millionen Euro auf. Damit erhöht Hessen die mit dem Bund vereinbarte Eigenbeteiligung von zehn auf 25 Prozent. „Soweit wir das heute sehen können, sind wir das einzige Land, das eine solche Anstrengung unternimmt“, betonte der Regierungschef. „Bildung und Digitalisierung haben für die Landesregierung einen herausragenden Stellenwert. Dem tragen wir mit unserem Programm ,Digitale Schule Hessen‘ Rechnung. Wir ergreifen die Chancen der Digitalisierung, ohne auf Bücher und bewährte Lernmethoden zu verzichten. Das Programm ist als lernendes System konzipiert, um offen für Veränderungen zu sein und vor allem aktuell zu bleiben. Wir gründen einen neuen Praxisbeirat Digitalisierung, in dem Schulpraktiker fest eingebunden sind und so ihre Erfahrungen und Expertise einbringen können.“

Schule @Zukunft

Hessen hat im Bereich Digitalisierung an Schulen schon viel geleistet. Seit vielen Jahren gibt es Fortbildungsmaßnahmen, pädagogische Beratung sowie finanzielle Mittel für die IT-Ausstattung und die digitale Infrastruktur. Für deren Ausbau stehen bisher bereits mit dem Programm Schule@Zukunft 2,75 Millionen Euro jährlich bereit. Die Medienbildung für die Lehrkräfte hat erste Priorität bei den landesweiten Fortbildungsangeboten. Mehr als 8.500 Lehrerinnen und Lehrer haben dieses Angebot allein im vergangenen Jahr genutzt. Seit neun Jahren gibt es einen Landeskoordinator für den Jugendmedienschutz.

„Digitales Lernen ist kein Selbstzweck, aber schon heute selbstverständlicher Teil von Schule und Unterricht“, erklärte Kultusminister Prof. Dr. R. Alexander Lorz. „Jetzt verleihen wir der Entwicklung an den Schulen zusätzlichen Schwung, denn die Digitalisierung soll zur bestmöglichen individuellen Förderung aller Schülerinnen und Schüler beitragen.“ Es gehe darum, mit neuen Lernformen und digitalen Methoden den Unterricht zu bereichern, ihn aber nicht zu bestimmen. Dazu gehörten eine digitale Grundausstattung, die zu den pädagogischen Konzepten passt, und gut ausgebildete Lehrkräfte.

Fortbildungsangebote für Lehrerinnen und Lehrer verstärkt

Mit dem Programm „Digitale Schule Hessen“ werden die Fortbildungsangebote für Lehrerinnen und Lehrer massiv verstärkt und die Schulen bei der Erstellung und Weiterentwicklung von Medienbildungskonzepten beraten und unterstützt. „Mehr als 50 Prozent der Schulen haben bereits ein solches Konzept. Unser Ziel ist es, dass alle und zwar möglichst bald darüber verfügen“, sagte der Kultusminister. Außerdem wird mit dem Schulportal eine Lernplattform im Internet geschaffen, die als sichere Cloud im Internet konzipiert ist. Darauf können unter anderem Arbeitsmaterialien für den Unterricht bereitgestellt werden. Auf diese Plattform sollen ausschließlich Lehrer und Schüler zugreifen können, um den Schutz ihrer Daten zu gewährleisten.

Unerlässlich ist es, auch die Medienkompetenz der Schülerinnen und Schüler weiter zu stärken. Sie sollen in der Lage sein, mediale Inhalte zu bewerten. Dafür strebt das Land weitere Kooperationen an und wird auch ein Konzept zur Ausbildung „digitaler Schülerlotsen“ bzw. „Medienscouts“ entwickeln. Technisch werden die Unterrichts- und Arbeitsräume für die Nutzung digitaler Medien ausgestattet, beispielsweise mit interaktiven Tafeln, sogenannten Whiteboards. Das Land wird in Abstimmung mit den Schulträgern technische Mindeststandards entwickeln. „Von unserem Programm werden alle hessischen Schulen profitieren: Von der Grundschule bis zur gymnasialen Oberstufe. Wegen der großen Bedeutung der Pflegeberufe haben wir entschieden, dass auch die Pflegeschulen in das Programm einbezogen werden. Und ein besonderes Augenmerk legen wir auf die Digitalisierung an den Beruflichen Schulen“, so Lorz.

Glasfaser-Ausbau an Schulen

Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Digitalisierung der Schulen ist eine leistungsfähige Infrastruktur. „Deshalb treiben wir auch den Glasfaser-Ausbau an Schulen weiter voran und unterstützen die aktuellen Projekte mit rund 22,7 Millionen Euro“, erläuterte Digitalministerin Prof. Dr. Kristina Sinemus. Für 1.449 Schulen in Hessen, das sind mehr als 70 Prozent, ist der Anschluss an das Glasfasernetz bereits projektiert, beantragt oder sie sind schon gigabitfähig angebunden.

Weitere Unterstützung soll die Einrichtung einer „Servicestelle für verantwortungsvolle Mediennutzung“ bieten. Sie soll ein Anlaufpunkt sein für Fragen und Beratung rund um die Stärkung der Medienkompetenz. Der von der Landesregierung eingesetzte „Rat für Digitalethik“, der Leitlinien in allen gesellschaftlichen Bereichen und auch im Hinblick auf Kinder und Jugendliche entwickelt, wird den Aufbau und die inhaltliche Ausgestaltung begleiten und zielgruppengerechte Angebote konzipieren. „Die Sensibilisierung aller Akteure für eine verantwortungsvolle Mediennutzung ist neben dem Ausbau von Infrastruktur und Hardware eine wesentliche Voraussetzung für einen verantwortlichen und nutzerbezogenen Umgang mit der digitalen Welt. Uns ist insbesondere auch der Fokus auf die Arbeitswelt 4.0 und der Praxisbezug in der Schule wie der beruflichen Bildung ein großes Anliegen“, betonte die Digitalministerin. Ziel ist eine praxisnahe Stärkung der Auszubildenden für die Automation und digitale Arbeitsprozesse in der Berufswelt.

Über 60 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt

Finanzminister Dr. Thomas Schäfer hat die Finanzierung im Blick. „Hessen ist ein Bildungsland, das beweisen wir einmal mehr auch mit dem Digitalpakt. Unseren Schulen steht ein Investitionsvolumen von fast einer halben Milliarde Euro zur Verfügung – auch, weil wir zusätzlich Landesgeld investieren. Über 60 Millionen Euro wollen wir aus dem Landeshaushalt dazugeben. Wie schon bei unseren Kommunalinvestitionsprogrammen ,KIP‘ und ,KIP macht Schule!‘ setzen wir Hessen noch einen drauf und ergänzen aus eigener Kraft. Wir machen das aus der tiefen Überzeugung, dass das Geld in die Digitalisierung der Schulen und damit in unsere Zukunft gut investiert ist. Für jede Schülerin und jeden Schüler stehen damit 540 Euro zur Verfügung. Wir verteilen das Geld aus dem Digitalpakt im Wesentlichen nach Schülerzahlen. Diese Aufteilung ist transparent, nachvollziehbar und stellt sicher, dass alle Schülerinnen und Schüler in Hessen gleichwertig berücksichtigt werden.“

Zur Finanzierung des Eigenanteils wird den öffentlichen Schulträgern und den Ersatzschulträgern ein flankierendes Darlehensprogramm der Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen (WIBank) in Höhe von rund 110 Millionen Euro angeboten. Von dem zu erbringenden Eigenanteil wird das Land die hälftige Tilgung der Darlehen sowie die hälftigen Darlehenszinsen tragen. Hessen nimmt somit über 60 Millionen Euro Landesgeld in die Hand, um die Digitalisierung der Schulen zu unterstützen. Bei den Schulträgern verbleibt somit ein Eigenanteil in Höhe von 12,5 Prozent. Bei den mehr als 120 Pflegeschulen, die Kinder-, Alten- und Krankenpflegerinnen und -pfleger ausbilden, übernimmt das Land die kompletten 25 Prozent des Eigenanteils.

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