Start Verbraucherschutz Weitere Untersuchungen zu Partikelproben aus dem Kraftwerk Wedel veranlasst (SH)

Weitere Untersuchungen zu Partikelproben aus dem Kraftwerk Wedel veranlasst (SH)

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Das Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung (MELUND) veranlasst weitere Untersuchungen zu Partikelproben aus dem Rauchgaskanal des Kraftwerkes Wedel. Sie sollen Aufschluss über die genaue Zusammensetzung der Partikel und damit über mögliche schädigende Eigenschaften für Oberflächen und Gesundheit geben.

Dies gab Umweltminister Jan Philipp Albrecht heute in Kiel bekannt. „In den vergangenen Wochen gab es bei Probenahmen des Landesamts und ersten Untersuchungen Anhaltspunkte für mögliche größere Abweichungen zu früheren Untersuchungsergebnissen. Die Ergebnisse der bisherigen Untersuchungen bestätigen diese größeren Abweichungen zwar nicht, dennoch wollen wir sie durch weitere Analysen ergänzen, um ein höchstmögliches Maß an Sicherheit bei der Bewertung der Lage zu erhalten„, sagte Albrecht.

Anlass für die Untersuchungen sind jüngste Auswertungen von Partikelproben aus der Nachbarschaft des Kraftwerks sowie aus dem Rauchgaskanal. Das Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) hatte am 25. Juli Proben von Partikelniederschlägen in der Nachbarschaft des Kraftwerkes genommen. Diese Partikel wurden zusammen mit Proben aus dem Rauchgaskanal, welche vorsorglich bei einem Stillstand des Kraftwerks Wedel im Mai dieses Jahres entnommen wurden, zur elektronenmikroskopischen Untersuchung an ein Labor gegeben. Bei diesen Proben wurden Veränderungen zu den bisherigen Proben festgestellt, woraufhin das LLUR zum Betreiber Vattenfall Kontakt aufnahm und nasschemische Untersuchungen veranlasste. Die jetzt vorliegenden Ergebnisse dieser nasschemischen Untersuchung zeigen, dass die Schwermetallgehalte im Vergleich zu früheren Analyseergebnissen abgenommen haben. Auch der Aluminiumgehalt ist gesunken. Der Wert für Schwefel ist leicht gestiegen. Der ph-Wert ist nicht signifikant gefallen. Überschlägig betrachtet liegen die Werte der Probe aus 2019 in der gleichen Größenordnung wie bei der vorangegangenen Probe aus 2017.

Zur Absicherung der vom Betreiber übermittelten Ergebnisse der nasschemischen Untersuchung hat das Land dennoch eine eigene Analyse in Auftrag gegeben. Die Untersuchungen sollen analog zu den Untersuchungen des akkreditierten Labors, das von Vattenfall beauftragt wurde, durchgeführt werden, d.h. es sollen insbesondere Schwermetalle, diverse weitere Stoffe wie Schwefel und Aluminium sowie der pH-Wert nach den relevanten DIN-Normen bestimmt werden. Darüber hinaus wird das LLUR eine Untersuchung zum Vorhandensein einzelner chemischer Verbindungen in den Partikeln – hier insbesondere von Aluminiumsulfat – vornehmen lassen. Die Gutachter der örtlichen Bürgerinitiative hatten diese Verbindung wiederholt mit den Lackveränderungen an PKWs im Umfeld des Kraftwerks Wedel in Verbindung gebracht. Eine umfassende grundsätzliche Untersuchung zur Prüfung der Wirkung des Materials aus dem Rauchgaskanal auf Oberflächen ist ebenfalls geplant.

Hintergrund:

Was ist eine elektronenmikroskopische Untersuchung?

Die analytische Elektronenmikroskopie nutzt den Umstand, dass der zur Betrachtung und Abbildung einer Probe verwendete Elektronenstrahl die untersuchte Probe zur Emission von Röntgenstrahlung anregt. Deswegen wird das Verfahren Röntgenfluoreszenzanalyse mit Anregung durch Elektronenstrahl bezeichnet (EDX-Analyse, Energy Dispersive X-ray fluorescence analysis). Letztlich wird hier die Struktur der Oberfläche betrachtet.

Was ist eine nasschemische Untersuchung?

Nasschemische Analysemethoden dienen der Bestimmung von Stoffen in einer Probe. Sie bedienen sich der „klassischen chemischen Analytik“ wie z.B. Titration, Gravimetrie, etc. Für die quantitative Analyse wird die Probe in Lösung gebracht und die einzelnen Stoffe werden nach normierten chemischen Methoden bestimmt. Für die nasschemische Untersuchung wird eine Probe gelöst, anschließend erfolgt die Untersuchung der Lösung. Nach der chemischen Umsetzung zwischen dem zu bestimmenden Stoff und einer Reagenzlösung wird eine Massen- oder Volumenbestimmung vorgenommen. Die Menge des zu bestimmenden Stoffes in der Substanzprobe wird mit Hilfe eines Umrechnungsfaktors, der sich u.a. aus den molaren Massen der an der Reaktion beteiligten Stoffe ergibt, berechnet.

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